Über welches Thema soll man an dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt berichten, als über den wahr gewordenen, allgegenwärtigen Alptraum, der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf den Fechtsport im Allgemeinen und unsere Fechtabteilung?
Normalerweise würden wir in der Frühjahrsausgabe über den bevorstehenden Saisonhöhepunkt, die deutschen Meisterschaften und den dafür qualifizierten Sportlern sprechen, jedoch wurden alle deutschen Titelkämpfe abgesagt und es ist unklar, ob diese nachgeholt werden. Normalerweise würden wir hier über unsere Jüngsten berichten, die sich sehr lange auf Ihre Anfängerprüfung vorbereitet haben und diese nun doch nicht ablegen können, weil es aufgrund der Kontaktsperre keine Prüfung geben darf. Wir würden hier gerne Werbung für unsere noch geplanten Aktivitäten machen, wie z.B. unseren traditionellen Sommerausflug, doch wann, wohin und unter welchen Bedingungen ist so ein Ausflug überhaupt möglich?
Der Corona-Virus dominiert im Moment unser gesamtes Leben und hat natürlich auch den Fechtsport fest in seinem Würgegriff – und das weltweit. Sämtliche internationalen Turniere sind inzwischen abgesagt worden, Neuansetzungstermine sind nicht bekannt und teilweise sehr unwahrscheinlich. Das betrifft dann nicht nur regionale oder nationale Meisterschaften, sondern auch alle großen Wettkämpfe wie Weltcups, Europa- und Weltmeisterschaften und inzwischen auch das olympische Turnier. Unabhängig ob großer oder kleiner Titelkampf wird es eine sehr spannende Frage, ob und wann solche Events nochmals stattfinden werden, ob die Ausrichter dieselben bleiben und die Sportler Ihre dafür erworbene Ranglistenqualifikation behalten. Dies ist eine der Kernfragen im Leistungssportbereich, die bald von den Verbänden und Verantwortlichen auf internationaler Ebene beantwortet werden muss, denn das hat neben den sicherlich zu beachtenden gesetzlichen Vorschriften enormen Einfluss auf den nationalen Wettkampf- und Turnierkalender.
Aber auch im Breitensportbereich, für den ganz normalen Trainingsalltag und unsere regionalen Wald- und Wiesenturniere stellen sich sehr wichtige Fragen. Wie groß dürfen Trainingsgruppen sein? Wie wahren wir im Training in einem Kampfsport, der auf Kontakte beruht, die soziale Distanz? Welche Haftung haben Verein, Vorstände und Trainer? Welche Auflagen gibt es für Wettkämpfe und wird es ausreichend Ausrichter geben, die diese Auflagen auf sich nehmen? Und vor allem WANN geht es wieder los?
Man muss leider kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass für alle Vereine, den ATSV und auch unsere Fechtsportabteilung die schwierige Zeit erst kommen wird. Es ist bei einer Wiederaufnahme des Sportbetriebs mit schwerwiegenden Auflagen zu rechnen. Dazu muss man auch aus den unterschiedlichsten Gründen mit sinkenden Mitgliederzahlen, Sponsoringleistungen und einem insgesamt geringeren Interesse rechnen. Es steht auch zu befürchten, dass sich Vereine und Vorstände diesen steigenden Auflagen nicht stellen wollen und Ihr Trainings- und Wettkampfangebot in der Nach-Corona-Zeit erstmal stark reduzieren, vielleicht auch reduzieren müssen. Gerade für Vereine mit festangestelltem Personal und Verbindlichkeiten kann das zu einer existenzbedrohenden Situation führen.
Wir alle haben in der Krise aber auch fast vergessene Werte wieder neu erlebt: GEMEINSCHAFT und SOLIDARITÄT. Es ist daher nicht nur wichtig Regeln und Auflagen zum Umgang mit der Krise zu schaffen, sondern seitens der Politik auch Rahmenbedingungen zu schaffen die ein Vereinsleben schon sehr bald wieder erlauben. Jeder vierte in Deutschland ist Mitglied in einem Sportverein, es wäre sicherlich ein Fehler, im Sportbereich keine entsprechende EXIT-STRATEGIE zu haben, denn nirgendwo sonst wird eine größere Basis für eben diese Werte geschaffen. Die Politik sollte deshalb nicht nur klare Hilfs- und Unterstützungskonzepte für Wirtschaftsunternehmen, sondern auch für Vereine und Verbände machen und über mögliche Lockerungen nachdenken. Wir hoffen, dass unser Verein, unser geliebter Sport, egal ob dies nun Fechten oder etwas anderes ist, dabei berücksichtigt wird.
Wir rechnen in jedem Fall fest damit, dass es schon sehr bald wieder losgehen könnte. Ein Lichtblick ist, dass Fußballprofimannschaften das Training in Kleingruppen wieder erlaubt ist, auch im Saarland dürfen ausgesuchte Individualsportler an der Sportschule nochmal trainieren. Ab dem 09.Mai soll die 1. und 2. Fußballbundesliga nochmal starten, natürlich ohne Publikum. Der 1. FC Saarbrücken rechnet fest mit der Austragung seines DFB-Halbfinalspiels für Ende Mai. Sicherlich werden weitere sportliche Entscheidungen und Wettkämpfe folgen. Da wo es Wettkämpfe gibt, wird logischerweise auch trainiert. Es macht in jedem Fall Hoffnung, dass die Pause nicht mehr ewig dauert und wir als „Amateure“ dabei nicht vergessen werden.
Wir machen im Moment das, was wir machen können und bereiten uns auf die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs vor. Da Fechten eine Individualsportart ist, können wir den Trainingsbetrieb in Kleingruppen von bis zu 5 Personen, wie er zwischenzeitlich im Saarland mal erlaubt war, sicherlich ohne größere Probleme organisieren. Die Kleingruppen könnten zudem, wenn erforderlich, räumlich und zeitlich versetzt trainieren. Auch die Situation in der Umkleidekabine könnte durch organisatorische Maßnahmen optimiert werden. Ohnehin führen wir bereits namentliche Anwesenheitslisten und können eigentlich so immer genau sagen, wer sich im Training befindet. Im Vergleich zu anderen Sportarten haben wir in jedem Fall den Vorteil, dass wir sowieso immer Maskenpflicht haben, das ist also nichts neues für uns 😉. Trotzdem haben wir inzwischen auch noch ein paar Stoffmasken angeschafft und warten aktuell auf die Lieferung von Desinfektionsmittelspendern. Auch sonst haben wir die Zwischenzeit bestmöglich genutzt: Waffen, Kabel und Melder gesäubert und repariert, das Materiallager aufgeräumt, Akten abgeheftet und Statistiken gepflegt, eben alles wofür normal keine Zeit ist. Die Bellvueschule und unsere Trainingshalle werden in jedem Fall ab dem 04.Mai wieder öffnen, auch wenn wir dann vielleicht noch nicht wieder starten dürfen, wollen wir zumindest ab dann bereit sein. Vielleicht gibt es schon wieder einen geregelten Kleingruppenbetrieb, oder einen Starttermin, wenn Sie diese Kurierausgabe in Händen halten.
Wir alle müssen uns mit den unangenehmen Auswirkungen der Corona-Pandemie auseinandersetzen, privat, wie beruflich, als auch im Vereinssport. Vorbereitung ist das eine, so lange FIT BLEIBEN ohne Vereinstraining das andere. Wir sind zwar nicht so professionell wie ALBA-Berlin, aber auch wir haben einige Workout Übungen auf unserem Facebookkanal gezeigt. Kondition, Koordination, Beinarbeit und Trefferübungen lassen sich wunderbar in einem Zirkeltraining im heimischen Garten, Keller, oder auch im Park, ganz ohne Kontakt zu anderen, üben. Waldläufe oder Fahrradtouren an der frischen Luft, bei gutem Wetter sind ebenso kontaktarm und der Kondition förderlich. FIT BLEIBEN für die Zeit danach lautet unsere Parole, denn es wird auch wieder eine Zeit nach Corona geben, in der wir uns in der Halle zum gemeinsamen Sportmachen treffen werden. Bleibt bis dahin alle gesund und uns gewogen!
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Euer Abteilungsleiter Leon Straub